Blogreihe: Schmerz verstehen – Bewegung neu denken

Artikel: Was tut im Rücken eigentlich weh?

Rückenschmerz ist nicht gleich Rückenschmerz.

Viele Menschen denken, Schmerz im Rücken sei immer dasselbe – doch medizinisch gibt es klare Unterschiede, die für Diagnose und Therapie entscheidend sind.

Ein Experte für Wirbelsäulenanatomie hat die wichtigsten Arten von Rückenschmerz zusammengefasst und erklärt, worauf es bei der Behandlung ankommt.

1. Nozizeptiver Rückenschmerz

Dies ist der klassische Rückenschmerz, ausgelöst durch gereizte oder überlastete Strukturen wie Muskeln, Bänder, Gelenke oder Bandscheiben.

Beispiele: Muskelverspannungen, Facettengelenksreizungen oder Probleme im Iliosakralgelenk.

2. Somatisch übertragener Schmerz

Der Schmerz breitet sich in andere Regionen aus, zum Beispiel ins Bein – ohne dass ein Nerv direkt betroffen ist.

Dies wird leicht mit Ischias verwechselt, ist aber eine Weiterleitung aus tieferen Gewebeschichten.

3. Radikulärer Schmerz

Entsteht durch Reizung einer Nervenwurzel, etwa bei einem Bandscheibenvorfall.

Typisch: stechender Schmerz entlang des Nervenverlaufs, manchmal mit Kribbeln oder Brennen.

4. Radikulopathie

Hierbei handelt es sich um eine neurologische Funktionsstörung, nicht um Schmerz.

Beispiel: abgeschwächte Reflexe oder Kraftverlust im Bein aufgrund blockierter Nervenleitung.

Warum die Unterscheidung wichtig ist ?

Das größte Problem in der Praxis ist, dass diese Schmerzarten oft verwechselt werden.
Nur etwa 10–12 % der Patienten mit Rückenschmerzen haben tatsächlich radikulären Schmerz.
Die Mehrheit leidet an somatischem oder nozizeptivem Schmerz, der meist funktionell ist und physiotherapeutisch behandelt werden kann.
Falsche Diagnosen führen nicht selten zu unnötiger Bildgebung, Überbehandlung oder sogar Operationen. Der Experte betont:

„Wenn Ärzte aufhören würden, somatisch übertragene und radikuläre Schmerzen zu verwechseln, würden weniger Patienten falsch behandelt – und weniger würden Probleme durch die Behandlung bekommen.“

Fazit

Rückenschmerz ist nicht gleich Rückenschmerz. Wer die Mechanismen versteht, kann gezielter therapieren und unnötige Risiken vermeiden.

Für Patientinnen und Patienten bedeutet das: Bewegung, gezielte Physiotherapie und eine fundierte ärztliche Abklärung sind oft der beste Weg, um Schmerzen wirksam zu reduzieren.